Nun befassen wir uns mit den Montierungsarten. Es gibt hauptsächlich zwei Arten, nämlich die
azimutale (oder horizontale) und die parallaktische (oder äquatoriale) Montierung.
Hierbei gliedert man die Parallaktische noch in zwei Untergruppen auf, nämlich die deutsche Montierung, sowie die
Gabelmontierung. Es gibt auch noch eine hufeisenförmige Montierung, die wir jedoch außer acht lassen, da sie meist
nur für große Teleskope an Sternwarten verwendet wird.
Wichtig für die Sternbeobachtung ist eine absolut ruhige Montierung.
Denn es nützt nichts, wenn der Stern zitternd das Blickfeld verlässt, nur weil ein
laues Lüftchen weht. Daher ist es wichtig, auf einen guten Stand zu achten. Hierfür verwendet
man in der Regel Dreibein-Stative bzw. Säulenstative. Das Dreibein ist einfach zu transportieren,
hierbei sind feste Längen stabiler, denn es gibt auch höhenverstellbare Dreibeine, welche
sich aber verstellen könnten. Zum Transport im Auto sind diese jedoch besser geeignet, da sie sich
zusammenschieben lassen. Die Säulenstative sind sehr schwer, aber bestens geeignet
zur festen Montage, wo das Teleskop fest im Boden verankert werden soll.
Zuerst kommen wir zur azimutalen Montierung. Bei
dieser
Bauart gibt es zwei verstellbare Achsen: die Azimut- oder Horizontachse
(dreht sich von links nach rechts)
sowie die Höhenachse (dreht sich von oben nach unten). Beide Achsen
sind meistens mit beweglichen
Wellen zur Feineinstellung verbunden. Diese Montierungsart ist die
preiswerteste.
Eine elektrische Nachführeinheit kann man hier nicht anschliessen.
Hauptsächlich verwendet man sie zur Erdbeobachtung. Da sich die Erde
dreht, bewegen sich
Sonne, Mond, Planeten und Sterne scheinbar am Himmel. Um das Objekt der
Begierde stets
im Blickfeld zu halten, wäre eine ewige Nachstellung beider Achsen von
Nöten. Zur
Astrofotografie ist diese Bauart nicht geeignet, für visuelle Zwecke
jedoch vollkommen ausreichend, ebenso wie so manches Fotostativ,
welches auch zu den azimutalen Montierungen gehört.
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Nun kommen wir zur deutschen Montierung. Sie zählt zur parallaktischen
Montierungsart. Ein deutliches Erkennungsmerkmal ist das Gegengewicht an der Gegengewichtsstange. Hierbei
wird das Gewicht durch Verstellen so justiert, dass sich das Gewicht mit dem Teleskop
in der Waage hält. Dies ist von Nöten, damit das zu beobachtende Objekt nicht durch
eine unausbalancierte Montierung aus dem Blickfeld wandert. Auch hier haben wir zwei
Achsen, die mittels Wellen verstellbar sind. Die eine Achse ist die sogenannte
Deklinationsachse, die andere die Rektaszensionsachse. Die Deklination entspricht auf
den Himmel übertragen in etwa den Breitengraden der Erde. Die Rektaszension
entspricht in etwa den Längengraden. So wie man einen Ort auf der Erde durch seine
Längen- und Breitengrad-Koordinaten bestimmen kann, so gilt dasselbe für Objekte
am Himmel, wenn deren Himmelskoordinaten (RA / Dec) bekannt sind. Der Unterschied
zur azimutalen Montierung liegt darin, dass eine Achse (die Rektaszension) das
Teleskop eine bogenförmige Bewegung über den Himmel ausführen lässt. Dadurch kann
man, wenn das Teleskop korrekt auf den Himmelsnordpol ausgerichtet ist (also im
Idealfall) das zu beobachtende Objekt im Blickfeld halten, indem man nur eine
einzige Achse nachführt, nämlich die Rektaszensionsachse. Hierfür gibt es auch
elektrische Nachführeinheiten. Diese Montierung ist also geeignet für Astrofotografie.
Es gibt noch eine Polhöheneinstellung, dort gibt man den Breitengrad
des Beobachtungsortes
ein, um die Montierung auf den Himmelsnordpol auszurichten.
Die deutsche Montierung ist eine sehr stabile, aber auch sehr schwere
Bauart, doch sie
ist der Standard für die meisten Refraktoren und Newton Teleskope. Für
die deutsche Montierung
typisch ist das sogenannte Umschlagen beim Meridiandurchgang:
angenommen, meine Montierung ist exakt nach Norden
ausgerichtet, mein Teleskop weist nach Westen und ich beobachte. Ich
kann dann als Beispiel den Bereich von West nach Nord bzw. West nach
Süd beobachten. Möchte ich über Nord bzw. Süd hinaus nach Ost
beobachten, muss ich die Montierung umschlagen. Hierbei verdrehe ich
die Montierung in ihren Achsen, dadurch wechseln das Teleskop und das
Gegengewicht die Seiten und ich kann nun die andere Himmelshälfte (in
dem Fall Nord bis Ost bzw. Süd bis Ost) beobachten. Es mag ein wenig
kompliziert klingen, ist aber in Wirklichkeit ganz einfach und wird
schnell beherrscht.
Die deutsche Montierung hat allerdings einen großen Nachteil: mir
persönlich ist es schon oft passiert,
dass ich meinen Refraktor auf ein Objekt am Himmel stellen wollte und
das Gegengewicht an der Gegengewichtsstange im Weg ist
und dann gegen das Stativ schlägt. Wie ich von Bekannten hörte, kämpfen
diese mit demselben Problem. Dies nervt natürlich gewaltig, wenn man in
der Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. Allerdings kann man dieses
Problem durch Benutzen eines Säulenaufsatzes minimieren.
Zur Ausrichtung auf den Himmelspol (das sogenannte Einnorden) benutzt
man meistens ein beleuchtetes Polsucherfernrohr, welches in der
Rektaszensionsachse (Polachse) der Montierung eingebaut wird. Wenn man
über keinen Polsucher verfügt, kann man das Teleskop auch nach der
Scheiner-Methode ausrichten, dies dauert jedoch wesentlich länger und
lohnt mehr für Geräte, die fest installiert werden sollen. Um
Astrofotografie zu betreiben, muss die Ausrichtung auf dem Himmelspol
so genau wie möglich erfolgen. Zur rein visuellen Beobachtung reicht
eine grobe und schnelle Ausrichtung. Hierbei stellt man an der
Polhöhenskala den Breitengrad des Beobachtungsortes ein und richtet das
Stativ mit Montierung per Kompass nach Norden aus. Das Stativ sollte
dabei laut Dosenlibelle in der Waage stehen . Diese Vorgehensweise
benutzt man auch, wenn man tagsüber seine Montierung ausrichten will
und keine Sterne zur Verfügung hat, z.B. bei der Sonnenbeobachtung.
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Jetzt kommen wir zur Gabelmontierung, welche ebenfalls zu den
parallaktischen zählt.
Die Gabel wird hauptsächlich bei Schmidt-Cassegrain Teleskopen
verwendet, weil diese
eine sehr kurze Bauform haben und sich der Schwerpunkt des Teleskops in
der Gabel
befindet. Daher braucht diese Montierung auch kein Gegengewicht. Der
Vorteil der Gabel-
gegenüber der deutschen Montierung ist auch, dass sich die Gabel mit
Teleskop in alle
Richtungen drehen lässt, denn bei der deutschen Montierung stösst man
schon mal mit dem
Gegengewicht an ein Bein des Stativs oder kann in gewissen Stellungen
(bei niedriger
Polhöhe) schon mal wogegen kommen. Die Gabelmontierung ist laut
Aussagen anderer Sternfreunde
jedoch nicht so stabil wie die deutsche. In ungünstigen Kombinationen
können
größere Hebelkräfte auf die Montierung wirken und ein Zenitspiegel oder
eine Kamera auch schon mal gegen die Grundplatte schlagen.
Die Gabelmontierung hat ebenfalls eine Rektaszensions- und
Deklinationsachse und kann, mit Hilfe einer Polhöhenwiege versehen,
ebenfalls auf eine Polhöhe eingestellt werden. Mit einer elektrischen
Nachführeinheit versehen, ist sie für Astrofotografie sehr geeignet,
allerdings auch nicht gerade kostengünstig. Während man bei einer
deutschen Montierung den Tubus nach dem Beobachten in der Regel wieder
von der Montierung entfernt, verbleibt der Tubus eines SCs meist in der
Gabel, da er sich nicht so einfach
entfernen lässt. Eine Gabelmontierung mit "integriertem" SC-Teleskop
wird hauptsächlich als GoTo-Montierung geliefert,
wo ein kleiner Computer in einem Handgerät das Teleskop (nach
vorherigem Einnorden) selber zu den gesuchten Objekten fährt.
Dies ist bestimmt hilfreich für Astronomieanfänger, verhindert jedoch,
dass man sich näher mit dem Sternhimmel
beschäftigt und die Objekte selber suchen und finden kann. Die Frage,
ob GoTo oder nicht, löst meistens einen
Glaubenskrieg aus. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob er dies
braucht oder nicht. Ich würde zu einer geschenkten
GoTo-Montierung nicht nein sagen, mir allerdings selber keine zulegen.
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An dieser Stelle möchte ich zu einer ganz bestimmten Montierung kommen, der Dobson-Montierung,
welche
ebenfalls zur azimutalen zählt. Bei der Dobson-Montierung (benannt nach
ihrem Erfinder John Dobson) handelt es sich meistens um normale
Newton-Spiegelteleskope (benannt nach ihrem Erfinder Sir Isaac Newton),
welche in einer recht einfachen, aber doch stabilen Holzkonstruktion
montiert sind, der sogenannten Rockerbox. Der Vorteil eines Dobson ist,
dass fast der komplette Kaufpreis in die Optik
investiert wird, d.h. hier herrscht ein sehr gutes
Preis-/Leistungsverhältnis. Der Nachteil ist, dass ein Dobson,
welcher ja azimutal montiert ist, nicht für Astrofotografie mit
Langzeitbelichtung geeignet ist. Falls man aber ein
sehr gutes Teleskop für rein visuelle Beobachtung benötigt, ist der
Dobson ideal! Er wird nicht
zusammen- bzw. aufgebaut, er wird einfach hingestellt. Ein Dobson
besteht meistens aus zwei Komponenten, einer
Rockerbox und der Optik. Man stellt die Rockerbox einfach hin, legt den
Tubus mit den Höhenrädern in die Box, zieht die Klemmfedern für die
Höhenräder an, fertig!
Beim "normalen" Dobson handelt es sich um ein Newton Teleskop mit Volltubus. Beim "Gitterrohr-Dobson"
sind der Hauptspiegel und der Fangspiegel, welcher mit dem Okularauszug
in einem sogenannten Hut liegt, durch eine Gitterrohr-Konstruktion
voneinander getrennt, es gibt keinen Tubus. Der Vorteil des Gitterrohrs
ist, dass sich keine Luft im Tubus fängt und dort
zirkuliert, ebenso kann der Gitterrohr-Dobson schneller auskühlen und
ist leichter zu reinigen wie ein
geschlossenes System. Gitterrohr-Dobsons sind meist "zusammenfaltbar",
d.h. man kann die Gitterstreben entfernen und alles zu einem tragbaren
Koffer zusammenfalten. Ausserdem sind gegenüber "normalen" Dobsons
meist grössere
Öffnungen erhältlich, die dennoch leicht und transportabel bleiben.
Allerdings sind sie teurer wie normale Dobsons. Zur Sonnenbeobachtung
muss ein Gitterrohrdobson mit einer Verkleidung versehen werden, die
meist aus Stoff besteht. Diese nennt man im Fachjargon "Strumpf". Ein
Gitterrohrdobson ist auch wesentlich anfälliger für eine Dejustage und
muss daher in der Regel vor jeder Benutzung kollimiert werden.
Obwohl ein Dobson über keine Nachführung verfügt, kann man ihn dennoch
für Astrofotografie mit kurzer Belichtungszeit verwenden, z.B. für
Sonne, Mond und Planeten. Ich selber nutze meine DigiCam und WebCam am
Dobson, hierfür gibt es spezielle Haltevorrichtungen zur
Okularprojektion. Es gibt sogar spezielle Vorrichtungen, die einer
Polhöhenwiege ähneln, auf welche die Rockerbox gestellt wird. Dadurch
wird die azimutale Montierung zu einer parallaktischen und es reicht,
den Dobson um die Rektaszensionsachse nachzuführen, hierfür gibt es
dann auch spezielle Motoren. Es gibt für Dobsons auch digitale
Teilkreise mit Encodern, man bewegt den Dobson zwar per Hand, aber ein
kleiner Steuercomputer zeigt die Rektaszensions- und Deklinationswerte
an, auf die das Teleskop gerade zeigt, praktisch ein manuelles GoTo.
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